Ausstellungen
Sein Deutschland-Debüt gibt er 1995 in Stuttgart mit der Einzelausstellung Zufälle, entstanden durch eine Zusammenarbeit mit mehreren jungen deutschen Künstlern im damaligen Kulturzentrum Alpha Jetzt, heute Stuttgarter Kunstverein, gegründet durch den Künstler Hanns-Michael Rupprechter. Dieser stellt sein Atelier zur Verfügung und ruft mit den beteiligten Künstlern einen Zusammenschluss ins Leben, der zu kritischer und politischer Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt aufruft, was in die Ausstellung einfließt.
2001 beteiligt er sich an der II. Shiryaevo Biennale of Contemporary Art: Sein Projekt Kontora Mir – <kontoramir.com> sieht einen physischen Ort vor (Ufficio di Pace, Büro Pace oder auch Friedensbüro), als Labor für Ideen und Kommunikation im Rahmen der Biennale konzipiert, aber auch als virtueller Ort für multimediale Kommunikation mit einem Diskussionsforum und einer Website, für Beiträge und ein Archiv für die eingereichten Materialien.
Dieses Projekt ist dank der Unterstützung durch den Künstler und Journalisten Martin Krusche online zugänglich, der an der Zusammenstellung des Fotomaterials sowie der Objekte zum Thema Frieden aus aller Welt mitarbeitet. Dutzende von Bildern aus Europa, Russland und Nordamerika werden bei Kontora Mir eingereicht und kommentarlos und ohne Interpretation in das virtuelle Archiv aufgenommen. Seinen offiziellen Abschluss findet das Projekt 2006 mit der Ausstellung Der Transfer ist aus, gezeigt in Mailand im Kulturzentrum Durchblick in Zusammenarbeit mit der Casa di Tolleranza.
2002 stellt Vito Pace in der Kunststiftung Baden-Württemberg in Stuttgart das Projekt Ein Hut und ein Kräuterlikör aus, bestehend aus dem Modell einer Villa, aquarellierten Grundriss- und Schnittzeichnungen, drei Kameen mit Frauenporträts und zwei Ziersäulen mit Holzintarsien. Mittels der verschiedenen Teile der Installation stellt der Künstler einen weiteren grundlegenden Aspekt in den Mittelpunkt: den der Erzählung. Die einzelnen Werke, die unter einem aussagekräftigen Titel zusammengefasst sind, scheinen Teil einer Geschichte zu sein, die jedoch nicht erzählt wird. Diese bleibt der Fantasie des Betrachters überlassen.
In die gleiche Richtung geht Gastrocnemius, eine Umweltinstallation, die am 13. Februar 2005 im Kunstverein Pforzheim in Deutschland vorgestellt wird. Das Projekt besteht aus zwei weißen Filzuniformen, die den Musculus gastrocnemius, den Zwillingswadenmuskel unbedeckt lassen, und aus den Entwürfen dieser Uniformen. Die zwei Projekte – Ein Hut und ein Kräuterlikör, Gastrocnemius – sind in einem Band zusammengefasst, mit einem Begleittext von Dr. Heiderose Langer, Direktorin des Museums Kunststiftung Erich Hauser.
Seine Beziehung zu Italien thematisiert Vito Pace 2005 mit der Ausstellung Italianate, produziert und gezeigt im Stuttgarter Kunstverein e. V. In der Ausstellung verknüpft der Künstler durch Fotografien und eine Installation symbolische und ironisch-kritische Elemente mit Blick auf italienische Gewohnheiten und Verhaltensweisen, aber auch zu den Herausforderungen eines Lebens fern der Heimat. Auf den Fotos sind Tätowierungen mit albanischen Schriftzügen abgebildet, wie Në këtë shtëpi nuk jeton njeri (Kein Mensch wohnt in diesem Haus) und Shtepia Ime (Mein Zuhause). Die Installation besteht aus einem Schreibtisch mit einer Miniaturausgabe von Il Piacere des Schriftstellers Gabriele D’Annunzio und einer Schriftrolle mit dem Aufdruck Viva la Figa, begleitet von ein paar Alltagsobjekten, die zu Schmuck verwandelt sind (zum Beispiel ein Nagelschneider).
Das Projekt zeigt das andere Gesicht der Kunst von Vito Pace – die politische Betrachtungsweise. Durch diese Werke finden sich alle Klischees vereint, die mit sozialer und nationaler Zugehörigkeit verbunden sind, um sie zu hinterfragen. Die Sätze in albanischer Sprache regen zum Nachdenken über den Begriff des italienischen Staatsbürgers an, der jeder sein kann, der Italien als seine Heimat anerkennt.
Die Verbindung zu seinem Heimatland greift Pace 2008 mit dem Projekt Post Scriptum entlang zweier Betrachtungsweisen erneut auf: eine persönliche Ebene, in Anlehnung an einen Künstler aus seiner Heimat, und eine nach außen gerichtete Ebene, die sich in der lukanischen Gesellschaft und Landschaft widerspiegelt.
Für ersteres wendet er sich der Figur von Vincenzo Claps (1913–1975) zu, einem Vertreter des lukanischen Neorealismus der 1940er-Jahre und Autor des Gemäldes Ragazzo delle elementari (1948), das Pace zum Anlass nimmt, sich einer Art Selbstanalyse zu unterziehen.
Er studiert das Gemälde durch die Reproduktion und die Anfertigung der Kleidung des dargestellten Schülers. Das Porträt des Jungen wird auf diese Weise zum Sinnbild einer Zeitspanne, die sowohl vergangen ist (eine historische Epoche, die bereits abgeschlossen ist) als auch gegenwärtig, weil vom Künstler neu bearbeitet. Teil der Installation sind auch eine Marmorplatte mit dem eingravierten Akronym P.S. (Post Scriptum), das auf die Erinnerung an etwas oder jemanden hinweist, der nicht oder nicht mehr da ist, sowie ein Altar, der einen von einem Grabstein inspirierten leeren Rahmen trägt, aber dazu dient, die Landschaft einzurahmen, wie einige der Aufnahmen mit diesem Rahmen zeigen.
Die Dimension der Außenwelt flankiert die Innenwelt, indem in der heimatlichen Landschaft des Künstlers Vergangenheit und Gegenwart zusammengeführt werden.
2009 wird Pace in das Künstlerprogramm zu zeitgenössischer Kunst Index der Fondazione Southeritage Matera aufgenommen und verbringt einen Monat in Saxnäs (Schweden). Während dieser Künstlerresidenz entsteht das Projekt To Emma Ricklund: Die Installation spendet er dem Ricklundgården, dem Sitz der Stiftung, gegründet in den 1960er-Jahren in dem Haus, in dem der schwedische Maler Folke Ricklund und seine Frau Emma lebten.
Im selben Jahr konzentrieren sich Paces künstlerische Studien auf die Konzepte des Sehens und der Raumwahrnehmung, die 2009 in der Installation Svenska Landskap <https://www.svenskalandskap.com> in Gleisdorf (Österreich) analysiert werden.
In diesem Projekt werden die fotografische Abbildung einer Landschaft und ihre bildnerische Wiedergabe in einer Kunstgalerie ausgestellt, die nicht betreten werden kann. Der Betrachter ist so weit vom Werk entfernt, dass sich seine Aufmerksamkeit nur auf den Raum richten kann, der ihn davon trennt. Auf diese Weise wird die Distanz des Betrachters zum Gegenstand des Werks. Die dargestellte Landschaft ist, im Widerspruch zum Titel, nicht in Schweden, sondern in Deutschland erschaffen, um eine Auseinandersetzung mit Ästhetik, Konstruktion und Reproduktion von Realität und Kunst zu eröffnen.
2013 nimmt Pace an der VIII. Shiryaevo Biennale «Screen: Between Europe and Asia» teil. Seine Arbeit Sozialdemokratie der Landschaft stellt die utopische Ausrichtung der Gesellschaft auf Gleichheit und Demokratie dar, die immer unerreichbarer erscheinen. Die Installation besteht aus einem von Pace gebauten Betrachtungsapparat als eine Art Rahmen für die Beobachtung der sozialdemokratischen Landschaft, die in Wirklichkeit ein beliebiger Teil der Landschaft ist. Begleitet wird dieses durch einen Soundtrack von Igor Vaganov, der sich aus Musik, Klangcollagen und Sprachfragmenten zusammensetzt. Da der Apparat nur als Rahmen fungiert und abbildet, was sich vor ihm befindet, ist das Werk eine Provokation und suggeriert, dass die einzige Form der sozialen Demokratie, die erfolgreich sein kann, die der Umgebung ist, in der der Betrachter sich befindet, und dass diese nichts mit den Aktionen des Staates oder anderer Obrigkeiten zu tun hat.
2014 erschafft Pace das Monument des Abwesenden, ein Werk, das aus dem Sockel eines Reiterdenkmals besteht, auf dem jedoch die Statue fehlt. Anstelle dessen finden sich Scheuklappen und eine Marmorplatte mit dem Titel des Werks.
Die Installation kehrt die traditionelle Rolle des Kunstwerks um, da der Sockel normalerweise ein sekundäres Element ist, während er in diesem Fall die Skulptur ersetzt. Das Werk gestattet auch eine politische Lesart – in Bezug auf die Revolutionen und politischen Umwälzungen des letzten Jahrhunderts, gekennzeichnet durch die Zerstörung von Denkmälern, die die Macht symbolisieren. Bilder vom Abriss solcher Monumente – von Lenin bis Saddam Hussein – werden Teil der kollektiven Erinnerung.
Die Scheuklappen symbolisieren in diesem Zusammenhang sowohl die Abwesenheit des Reiterstandbildes als auch den Fetisch einer absoluten Macht. Die Installation wird in der von Marcus Neufanger kuratierten Gruppenausstellung Fünfzig Zigarren für das Licht der Zukunft gezeigt, die für die Sommerausstellung 2016 im Kunstverein KISS Kunst im Schloss Untergröningen e.V. (AdKV) Arbeiten von rund dreißig Künstlerinnen und Künstlern zusammenbringt.
Pace setzt seine politischen Betrachtungen 2016 fort mit Portrait des Künstlers und autobiografische Reflexion für eine Ausstellung in einer postsozialdemokratischen und populistischen Gesellschaft. Diese Ausstellung im LAF-Projektraum in Pforzheim zeigt Textplakate, die in erster Person in der Art von politischen Streitschriften aus den 1970er-Jahren abgefasst sind, sowie ein Porträt des Künstlers von Marcello Samela. TEXT download
2017 nimmt Pace in Minsk (Belarus) an dem internationalen Projekt NEW TEXTS teil, organisiert von der Nationalen Kunstakademie in Minsk und kuratiert von Ekaterina Kenigsberg, Studienkoordinatorin des Zentrums für zeitgenössische Kunst der Akademie, sowie von Mikhail Barazna, 2011 Kurator des belarussischen Pavillons der 54. Biennale di Venezia.
Er ist als einziger Italiener zu dieser Veranstaltung eingeladen und hält einen Workshop mit Studierenden der Akademie ab: Er realisiert mit ihnen eine Holzskulptur mit dem Titel Ganz Ernst, in der eine leere Holzkiste mit einem Tuch abgedeckt wird, auf das die titelgebende Aufschrift aufgestickt ist.